19:30 Eglise de Rougemont
W. A. Mozart
Quatuor à cordes n° 20 en ré majeur, K 499 « Hoffmeister »
L. van Beethoven
Quatuor à cordes n° 14, op. 131
W. A. Mozart
Quatuor à cordes n° 20 en ré majeur, K 499 « Hoffmeister »
L. van Beethoven
Quatuor à cordes n° 14, op. 131
Mozart – Streichquartett Nr. 20 in D-Dur, K. 499 „Hoffmeister“
Zwischen 1782 und 1785 komponierte Mozart sechs Streichquartette. Doch dieses Werk, datiert auf den 19. August 1786 in Wien, in Mozarts hoch kammermusikalischer Periode, steht in keiner Sammlung. Es wurde vier Monate nach der Uraufführung der Zauberflöte vollendet, und seine Existenz verdankt sich vermutlich der Freundschaft des Komponisten zu Franz Hoffmeister (was ihm auch seinen Namen einbrachte), einem Freund und Verleger des Salzburger Genies. Es sei denn, wie so oft bei Mozart, war der prosaischere Grund für dieses Quartett, eine Schuld zu begleichen.
Mit beeindruckender Polyphonie ist das Werk für das übliche Streichquartett-Ensemble bestimmt: zwei Violinen, eine Viola und ein Cello. Das eröffnende Allegretto trägt herbstliche Farben: von Rot bis Gelb, über Braun und Orange, alle Nuancen des Waldes der Saiten vibrieren im Wind mit einem bewundernswerten harmonischen Geflecht. Das kurze Menuetto, das darauf folgt, trägt laut einigen Historikern dazu bei, dieses Werk zu einem der eigenartigsten Kompositionen seines Jahrhunderts zu machen. Ständig dem Kanon nahe, imitieren sich die Instrumente, verfolgen, verdoppeln und teilen sich in einem seltenen kaleidoskopischen Effekt.
Das Adagio ist ebenso verzweifelt wie tröstlich. Doch sein Trost hat einen bitteren Nachgeschmack. Auf diesem Hintergrund flüstern dissonante Klänge: Selbst wenn alles gut geht, drückt das Leben. Der letzte Satz, ein Allegro, knüpft zuerst an die Komödie an, die Mozart liebte. Diese Komödie dient jedoch als Vorwand, um einen musikalischen Diskurs völliger Freiheit zu liefern, getragen von atmosphärischen Stimmungen, deren mutierender Charakter das Schreiben eines Schönbergs vorausahnen lässt.
Eine göttliche Fremdheit, die dieses Quartett höher in der Geschichte hätte platzieren müssen. Der Kritiker der Deutschen Philharmonischen Gesellschaft hatte bei der Veröffentlichung nicht Unrecht: «Dieses Stück ist mit dieser Präzision, mit der Flamme der Phantasie, die Herrn Mozart schon lange den Ruf einbrachte, einer der besten Komponisten seiner Zeit zu sein, gemeisselt.»
Beethoven – Streichquartett Nr. 14 in cis-Moll, Op. 131
Beethovens vorletztes Quartett, das kurz nach seinem Tod 1827 veröffentlicht wurde, ist vielleicht das fantasievollste und absoluteste von allen. In einem berühmten Kommentar entschlüsselte Wagner es als die Meditation eines heiligen Einsamen in seiner Taubheit, der vor seinem Verschwinden den geheimen Gesang seiner Seele übersetzte. Auf diese Weise fixierte Beethoven in einer Partitur seine Hoffnung auf Unsterblichkeit. Denn hier ruht alles – von der Abwesenheit einer Doppelbarre am Ende des Satzes bis hin zum Schreiben von sieben Teilen in einem kontinuierlichen Fluss –, auf der Idee der Kontinuität. Zwischen Stille und Klang, Nacht und Licht; oder vielleicht zwischen Leben und Tod? Schliesslich schuf Gott die Welt in sieben Tagen. Warum nicht auch Beethoven?
Dieses Gefühl der Einheit, trotz der Vielfalt des Inhalts, ist besonders auf die Übergänge zwischen den Teilen zurückzuführen: Die Sätze 3. und 6. überschreiten kaum dreissig Takte. Sie bilden vielmehr den Übergang von einem Stück Tapferkeit zum nächsten. Von Anfang bis Ende reiht sich alles über vierzig Minuten hinweg nahtlos aneinander. Der langsame Eröffnungssatz (eine Fuge, die Wagner als «das melancholischste Stück, das die Musik je erzählt hat» beschrieb) könnte als meisterhafte Einführung dienen.
Machen wir die Rechnung: Es bleiben also vier wirkliche Teile, die klassische Zahl der Sätze in einem Quartett. Im Gegensatz zum unterdrückten Schmerz ruft das Allegro molto vivace den Zéphir und die Blumen herbei. Sein Schwung ist ebenso unvorhersehbar wie eine Libelle. Vorangestellt von einem ersten Satz in A-Dur, bietet der dritte Satz der ersten Violine ein furchtloses Solo. Dann kommt das Andante, das längste Segment des Werkes, gewissermassen dessen Schwerpunkt, das ein Quartett im Quartett entfaltet, getragen von den sieben Variationen seines Themas.< Es folgt ein Presto, das brillant frei und leicht ist, wo der Schwindel der Freude entgegentritt; und umgekehrt. Reiner Jubel, durchsetzt mit clownesken Pizzicati. Das vorabschliessende Adagio stellt die dunkle Seite der Realität wieder her. Es ist kurz, aber eindringlich. Der letzte Satz, ein Allegro, kondensiert in sechs Minuten die volle Substanz der beethovenschen Sprache. Für Wagner war dieser Wirbelsturm stets «der Tanz der Welt», gebändigt von «einem aussergewöhnlichen Musiker». Hatte Ludwig dennoch das Gefühl, sein Testament zu verfassen? Seinem Kopisten gegenüber beschrieb er dieses Quartett als «sieben Teile, hier und dort gestohlen und zusammengesetzt». Gipfel der Demut oder Blindheit gegenüber dem eigenen Genie?