Biografie
Ivan Fedele, 1953 in Lecce geboren, studierte Klavier bei B. Canino, V. Vitale und I. Deckers sowie Komposition mit R. Dionisi, A. Corghi und F. Donatoni. Parallel dazu absolvierte er an der Mailänder Universität ein Philosophiestudium. Als Sohn eines Mathematikers verdankt er dem Unterricht des Vaters seine Leidenschaft für diese Disziplin, die ihn bei seinen kompositorischen Recherchen begleitet; sie kommt besonders im Konzept der «Verräumlichung» zum Tragen, das er in Werken wie Duo en résonance, Ali di Cantori und Donacis Ambra anwendet und vertieft. Im gleichen mathematischen Geist hat er eine «Bibliothek» von Komopsitionsverfahren angelegt und einen Prototypen eines «Granularsynthesizers» definiert, der bei der Erstellung der elektronischen Partitur von Richiamo zum Einsatz kam, einem Werk für Blechbläser, Percussion und Computer (IRCAM, 1993).
Im April 2005 präsentiert er im Arsenal von Metz die Weltpremiere von Capt-Actions (für Streichquartett, Akkordeon und elektronische Instrumente), in dem zum ersten Mal ein neues System von Sensoren angewendet wird, die fähig sind, dem Computer Daten des Profils einer instrumentalen Geste zu übermitteln und sie in Echtzeit «interpretieren» zu lassen, gemäss den vom Komponisten festgelegten Modellen der Tonumwandlung. Diese neue Technik, die von Thierry Coduys in den Studios «Hells’s Kitchen» in Paris entwickelt wurde, eröffnet bisher unerforschte Perspektiven.
Das Werkverzeichnis von Ivan Fedele, bei Suvini Zerboni publiziert, umfasst an die hundert Titel, zu denen noch Antigone kommt, ein Auftragswerk des Theaters der Stadt Florenz zur Eröffnung des Maggio Musicale Fiorentino 2007, das im selben Jahr als «beste musikalische Schöpfung des Jahres» den 27. Preis Franco Abbiati der Vereinigung der italienischen Musikkritiker erhielt.
Neben seinen zahlreichen kammermusikalischen Werken schrieb Ivan Fedele Stücke für Orchester, konzertante Stücke für Solo-Instrumente, sinfonische und Vokalwerke. Die jüngsten Kompositionen sind En archè, 33 noms (ein Auftragswerk der Mailänder Scala) und La Pierre et l’étang (…le temps…), für einen Perkussionisten, Streichquartett, Streichorchester und elektronische Instrumente.
Ivan Fedeles Musik wurde u. a. von Pierre Boulez, Ch. Eschenbach, Myung-Whun Chung, E.-P. Saalonen, R. Muti, R. Slatkin, D. Robertson, J. Kalitze, A. Wit, P. A. Valade und P. Rophé dirigiert und aufgeführt von Orchestern und Ensembles wie dem Sinfonieorchester der BBC, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem Sinfonieorchester von Chicago, dem SWR von Stuttgart, dem Orchestre National de France, dem Orchestre National de Lyon, dem Sinfonieorchester von Warschau, dem OSN (nationales Sinfonieorchester) der RAI, den Chören und dem Orchester der Akademie Santa Cecilia in Rom, dem Ensemble Intercontemporain, der London Sinfonietta und dem Klangforum Wien.
Animus Anima, bei Stradivarius erschienen, erhielt den «Choc de la Musique 2003» der Musikzeitschrift Monde de la Musique, während die CD Maya (L’Empreinte Digitale) den «Coup de Cœur 2004 » der Akademie Charles Cros erhielt. 2007 gewann Mixtim (Stradivarius) in der Kategorie zeitgenössische Musik den Prix du Disque Amadeus. Die letzte CD Fedeles, Mosaïque (Stradivarius), eine Porträt-CD, wurde mit dem Nationalen Sinfonieorchester der RAI aufgenommen. Sie umfasst alle seine konzertanten Kompositionen mit Violine, gespielt vom Violinisten Francesco D’Orazio. Eine CD/DVD vereint das ganze Klavierwerk, ausgeführt vom Pianisten Ciro Longobardi (Limen); sie erhielt 2011 den Spezialpreis der Kritik für klassische Musik der Zeitschrift Musica & Dischi.
Ivan Fedele ist auch als Pädagoge äusserst aktiv und gab Kurse in verschiedenen wichtigen Institutionen, darunter die Harvard University, die Universität von Barcelona, die Sorbonne und das IRCAM in Paris, die Akadmie Sibelius in Helsinki, die Chopin-Akademie in Warschau, das Centre Acanthes in Avignon, das CNSM in Lyon, das CNR in Strassburg sowie die Musikkonservatorien von Mailand, Bologna und Turin. Im Jahr 2000 erhielt Ivan Fedele vom französischen Kulturministerium den Ehrentitel eines «Chevalier de l’Ordre des Lettres et des Arts». 2005 wurde er zum Mitglied der Nationalen Akademie Santa Cecilia in Rom ernannt. 2007 übertrug ihm der italienische Kulturminister den Lehrstuhl für Komposition im Rahmen der musikalischen Weiterbildungskurse an der Akademie Santa Celicilia. Von 2009 bis 2011 war er künstlerischer Leiter des Mailänder Orchesters I Pomeriggi Musicali. Der Verwaltungsrat der Biennale von Venedig ernannte Ivan Fedele zum künstlerischen Leiter der Abteilung Musik für die Vierjahresperiode von 2012-2015.
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