Biografie
Toshio Hosokawa, der bekannteste lebende japanische Komponist, schöpft seine unverwech-selbare Musiksprache aus dem Spannungsverhältnis zwischen westlicher Avantgarde und tra-ditioneller japanischer Kultur. In tiefer Verbundenheit mit den ästhetischen und spirituellen Wurzeln der japanischen Künste wie der Kalligraphie und der japanischen Hofmusik, dem Gagaku, verleiht er der Vorstellung einer aus der Vergänglichkeit erwachsenden Schönheit musikalisch Ausdruck: »Wir hören die einzelnen Töne und nehmen zugleich den Prozess wahr, wie sie geboren werden und vergehen, sozusagen eine tönend in sich selbst belebte Landschaft des Werdens.« 1955 in Hiroshima geboren, kam Hosokawa 1976 nach Deutsch-land, wo er bei Isang Yun, Brian Ferneyhough und später bei Klaus Huber Komposition stu-dierte. Während sein Oeuvre sich zunächst an der westlichen Avantgarde orientierte, erschloss er sich nach und nach eine neue musikalische Welt zwischen Ost und West, mit der er spätes-tens ab dem Erfolg seines 2001 uraufgeführten Oratoriums Voiceless Voice in Hiroshima die grossen Konzertsäle eroberte.
In der Saison 2016/17 wird Christian Schmitt zusammen mit den Bamberger Symphonikern unter der Leitung von Jakub Hrůša in Bamberg ein neues Orgelkonzert des Komponisten ur-aufführen, das anschliessend in Köln zu hören sein wird. Ko-Auftraggeber des Werks sind das Radio-Symphonieorchester Wien und die Philharmonie Luxembourg, bei denen das Werk in der kommenden Saison auf dem Programm steht. Toshio Hosokawa schreibt immer wieder Werke, die sich auf Naturthemen beziehen, wie das Hornkonzert Moment of Blossoming für Stefan Dohr und die Berliner Philharmoniker (2011). Seit 2003 komponiert er zudem in loser Folge Voyages für Soloinstrument und Ensemble. In einigen Werken dieser Reihe setzt er ja-panische Instrumente in Verbindung mit westlichen Instrumenten ein, so in Voyages X Noza-rashi für Shakuhachi und Ensemble. Auch andere traditionelle japanische Instrumente wie Shộ oder Koto kommen in seinem ca. 130 Werke umfassenden Oeuvre immer wieder vor.
Toshio Hosokawas Musiktheaterwerke stehen regelmässig auf den Spielplänen der großen Opernhäuser. Seine erste Oper Vision of Lear wurde bei der Münchener Biennale 1989 mit grossem Lob aufgenommen; Hanjo, ein Werk von 2004, inszeniert von der Choreographin Anna Teresa de Keersmaeker und als Koauftrag des Brüsseler Opernhauses La Monnaie und des Festivals von Aix-en-Provence entstanden, war inzwischen auf zahlreichen Bühnen zu se-hen. Genau wie Hanjo beruht die Oper Matsukaze auf einem Stoff des japanischen Nô-Theaters. Das Werk wurde erstmals 2011 in der Inszenierung der Choreographin Sasha Waltz am Opernhaus La Monnaie in Brüssel aufgeführt und stand danach auf dem Spielplan der Berliner Staatsoper sowie der Warschauer Oper und des Grand Théâtre Luxemburg. Das Mo-nodrama The Raven für Mezzosopran und Ensemble, das 2012 in Brüssel uraufgeführt wurde, kam inzwischen ebenfalls in szenischen Aufführungen auf die Bühne. Ein Höhepunkt der Sai-son 2015/16 war die Uraufführung seiner Oper Stilles Meer an der Hamburgischen Staatsoper in der Inszenierung des japanischen Regisseurs Oriza Hirata.
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